Nun ist es mittlerweile schon einige Monate her, dass uns Mallorca mit Wärme und spanischer Freundlichkeit begrüßte, der kleine Mann – jetzt schon stolze 18 Monate alt – musste nicht mehr im BabySleeper von Römer liegen, sondern hatte von unserem Sitzdealer Familie Bär in Berlin einen geeigneten Reboarder angepasst bekommen. Höchste Zeit also, dass die urlaubsaffinen Eltern zu neuen Ufern aufbrechen.
Italien sollte es sein, genauer gesagt Venetien. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, das ganze doch per Auto zu machen um vor Ort etwas mobiler zu sein. Angesichts der Tatsache, dass kleine Menschen nur bedingt Verständnis dafür zeigen, dass sie für Stunden in einen Autositz fixiert werden, nahm die Routenplanung schon einiges an Logistik in Anspruch.
Unsere Voraussetzungen waren: Keine Etappe länger als 500km, alle 90 Minuten mindestens eine halbe Stunde Spiel- und Krabbelpause zwecks Erholung und Laune, keine Nachtfahrten. Die Reisedistanz insgesamt waren gut 1100 km, Hin- und Rückreise waren also jeweils mit 2 Übernachtungen zu planen.

Nachdem also nun der Schlachtplan fest stand, galt es eine angemessene Unterkunft zu finden. Nach einigem Hin- und Her sind wir auf das Green Village Resort in Lignano Sabbadioro gestoßen und wir können sagen, wir haben die Wahl bis heute nicht bereut.
Das Hotel selbst ist extrem kinderfreundlich, kleine Gäste sind nirgendwo störend, sondern überall herzlich willkommen, das Essen (in vor Corona-Zeiten) wird am üppigen Buffet gereicht und lässt die Speisevorlieben von Kindern nie außer acht (auch wenn unser Junior vermutlich auch den ganzen Urlaub bei Nudeln mit Parmesan glückselig gestrahlt hätte). Kinderanimation gibt es auch, ab 3 Jahren ohne Betreuung, davor muss ein Elternteil dabei sein, die deutsche Sprache wird überall verstanden und meist auch gesprochen.

Ein Hauptaspekt für uns war, dass das Hotel einen Privatstrand hat. Dieser befindet sich zwar nicht unmittelbar am Hotel, da dieses im mittleren der drei Orte Lignano liegt, aber 10 Minuten mit Kinderwagen und gesunden Füßen und man ist dort. Sicher, es hätte auch Hotels unmittelbar am Strand gegeben, aber dort hätten wir dann täglich zwischen 6 und 18 Euro für Liegen und Schirm bezahlen dürfen, so war das alles im Hotelpreis inklusive.
Außerdem verfügt das Hotel über eine Tiefgarage, was man dann zu schätzen weiß, wenn man bei 35° draußen mit Kleinkind in entspannter Temperatur zu Ausflügen ins Umland starten möchte.
Das Umland…oder Ventiens Hauptstadt

Auch wenn wir mit Hotel, Strand und den netten kleinen Orten völlig zufrieden waren, WENN man schon einmal nur 100km von Venedig entfernt ist, dann sollte man dort auch hin.
Vorab eine Warnung: Bitte nicht mit Kinderwagen. Wir haben diesen blutigen Anfängerfehler gemacht, ich verfluche den Hartan-Buggy bis heute dafür (nunja, eigentlich nicht mehr, seit meine bessere Hälfte ihn vor einem Café nicht mehr ins Auto geladen hat und er so spurlos verschwunden ist), aber ein Tragesystem oder Tragetuch ist in Venedig schlicht ein muss. Kinderwagen über die Rialto-Brücken und ihre gefühlt 850 Kollegen zu heben ist absolut kein Spaß.
Vaporetto fahren dafür aber umso mehr =). Klar, die Angelegenheit ist nicht ganz günstig, selbst eine Tageskarte für die Öffis in unserer Lieblingsstadt London ist günstiger, aber durch den Canale Granden auf dem Wasser zu schweben hat einfach Charme.
Ansonsten kann man sagen, auch für Kinder gibt Venedig einiges her. Klar, man muss ein bisschen mehr auf den Nachwuchs achten, damit es nicht „platsch“ macht, aber alles in allem gibt es viel zu entdecken und spätestens die Taubenjagd auf dem Markusplatz weckt ungeahnte Energien in Eurem Filius.
Wie wir nach Venedig gekommen sind? Gänzlich unitalienisch mit dem Zug.
Warum, wenn wir doch ein Auto mit hatten? Stimmt, aber folgende Aspekte sprachen ganz eindeutig gegen eine Autofahrt nach Venedig
- 200km zusätzliche Fahrstrecke im Urlaub sind mit Kleinkind nicht so besonders prickelnd
- Mit dem Auto kommt man maximal bis Mestre, danach muss man sowieso mit Zug oder Boot rüber
- Das Auto muss man unverschlossen im Parkhaus lassen, den Schlüssel bekommt der Parkwächter damit er umparken kann, wenn die Auslastung „verdichtet“ werden muss
- für diesen Service berappt man mindestens 37 Euro pro Tag
Der Zug hat für uns alle insgesamt 26 Euro gekostet, parken an der Bahnstation (ca. 10 km entfernt) war gratis. Die Fahrzeit ist ca. 1:20 Stunden je Richtung und die Kinder drücken sich die Nase am Fenster platt und bestaunen das Friaul.

Viele Wege für nach Rom (und wieder zurück)
Abschließend, nach diesen Impressionen möchten wir Euch noch kurz zeigen, wo und wie wir die Route geteilt haben. Das Ganze erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ist aber vielleicht für den ein oder anderen eine Inspiration.
Tag 1: Berlin bis Nürnberg, ca. 400 km. Wir übernachten seit Jahren bei Thomas im Fränkischen Hof, die Zimmer sind klasse, die Atmosphäre ebenso und das fränkische Bier sowieso 😉
Tag 2: Nürnberg bis Villach, ca. 500 km. Hier haben wir an der Grenze in Bad Reichenhall eine lange Mittagspause eingelegt, die Kurstadt besucht und ein bayerisches Mittagsmahl genossen, ehe es bis zum frühen Abend bis nach Villach weiterging. Dort haben wir ein Hotel gebucht, das hier aber keine besondere Erwähnung verdient, es hat für die Nacht genügt, das wars.
Tag 3: Villach bis Venetien, ca. 250 km. Wir kamen am frühen Mittag im Hotel an, das Zimmer war schon bereit und wir konnten direkt in den Urlaub starten.
Tag 13 Venetien bis Passau, ca. 490km. Entspannt von 10 Nächten dolce vita geht es in einem Rutsch quer durch Österreich bis Passau, dort ins Ibis und am nächsten Tag nach dem Frühstück weiter.
Tag 14 Passau bis Berlin, ca. 600km. Hier sind wir dann einmal von unseren Vorsätzen abgewichen und haben die Etappe gestreckt. Das heimische Bett rief einfach zu verlockend. Eigentlich war die Etappe nur bis Leipzig vorgesehen, aber dann haben wir das Zimmer storniert und sind nach einem ausgiebigen Nachmittag dort zur Freude der restlichen Hausbewohner (klein, schwarz, miauend) am Abend wieder in der Heimat angekommen.
