Wann war Euer erstes Mal? Nein, nicht dieses, sondern die erste Reise mit Eurem Kind? Wann habt Ihr das heimische Nest verlassen um die große, weite Welt zu erkunden?

Gehört Ihr zu denen, die nur sehr behutsam den Radius um den heimischen Wickeltisch hochfahren und Übernachtungen auswärts vor dem zweiten Lebensjahr des Filius stellen die Beziehung auf eine harte Probe?

Oder sitzt Ihr quasi unmittelbar nach dem Mutterschutz auf gepackten Koffern gen Australien, denn schließlich hat man nur einmal Elternzeit (außer man plant multiplen Nachwuchs, das ist aber wieder ein anderes Thema) und kann zeitlich flexibel mal die andere Seite von Mittelerde sehen.

Wir für uns können sagen wir haben wir uns nie ans Haus gekettet und unser Großer hat im zarten Alter von 5 Monaten das 17. deutsche Bundesland kennengelernt. Ja richtig, wir waren auf Mallorca.

Warum Mallorca?

Nun die folgende (nicht abschließende) Liste hat uns dazu geführt:

  • beständiges Wetter
  • Verständigung vor Ort möglich
  • Standard ist bekannt
  • es gibt deutschsprachige Kinderärzte/Kliniken
  • Flug und Transitwege sind kurz.

Warum gerade diese Punkte? Weil Urlaub auch immer Kompromisse bedeutet.

Pro: Die Insel liegt nur 2,5 Flugstunden weg. Alles in allem also ein beherrschbares Ziel für den ersten Flug (die allererste Reise geschah mittels Auto bereits mit 2 Monaten, mehr zum Thema Baby-Sleeper und Fernfahrten ein andermal).

Contra: Die Sonne kann im Sommer brutal sein und das Kind muss ja mangels eigenem Schutz komplett im Schatten gelagert werden.

Wenn wir von Kompromissen sprechen, dann meinen wir nicht nur unsere persönliche Bucketlist von Zielen, die wir immer schon mal sehen wollten.

Nein, damit meinen wir z.B. den dritten Koffer, welcher nun plötzlich mit Windeln, Unterlagen und mehrfacher Wechselwäsche gefüllt ist und von einem Elternteil (das andere hat den Kinderwagen/das Kind) mit zwischen Wohnung, Flughafen und Hotel transportiert werden muss. Das sollte also ohne Querfeldeinwanderung über charmante Serpentinen im französischen Atlantikdorf möglich sein, hier kommt die zivilisatorische Entwicklung der geteerten Straße jedem rollkoffernden Elternteil zu Hilfe.

Es geht ebenso um die Möglichkeit, die Inhalte des dritten Koffers schnell und einfach im Supermarkt (hier Supermercado) vor Ort wieder nachfüllen zu können, ohne allzu viel vom gewohnten heimischen Standard abweichen zu müssen.

Zudem, ganz ehrlich, die Sache mit den Ärzten ist wichtig. Niemand wünscht sich ein krankes Kind aber wenn es vorkommt, möchte man weder Diagnose noch Therapie mit dem freundlichen burmesischen Arzt in einer Sprache klären, die weder seine noch unsere Muttersprache ist.

Wir haben uns daher im Reisebüro (wir nutzen ein ganz tolles, familiengeführtes) beraten lassen und sind in den Südwesten der Insel in die Colonia Sant Jordi gereist. Dort gibt es eine familienfreundliche Clubanlage des Anbieters blau der die für uns bei einer Unterkunft mit Kind wesentlichen Punkte sichern konnte.

  1. Familienzimmer / Apartment
  2. Verpflegung in Buffetform
  3. Pool mit ausreichend Liege- und Schattenflächen
  4. keine MagicLife-Dauermusikanimation (Stichwort: Mittagsschlaf)

Punkt 1. ist eigentlich nur dann wichtig, wenn Ihr vorhabt neben Eurem Nachwuchs noch ein eigens Leben zu führen. Das junge Gemüse passt entweder mit ins elterliche Bett oder schlummert platzsparend im Babybett/Reisebett, das ist also nicht das schlagende Argument für den Aufpreis. Das zweite Zimmer, über welches Familienzimmer verfügen aber schon. Fernsehen, Karten spielen oder auch nur bei Licht lesen ist deutlich einfacher, wenn man die Tür zum Schlafzimmer des Kindes anlehnen kann, anstatt mit der Taschenlampe oder dem Handy unter der Decke zu fummeln.

Punkt 2. ist uns deshalb wichtig, weil unsere Kinder (und wir) gerne selbst aussuchen, was wir essen und wie viel. Generell ist á la carte mit Kindern schwierig, das wissen auch die Gastronomen, weshalb ja selbst die besten Häuser immer Fischstäbchen, Schnitzel und Pommes in der Hinterhand halten.
Da wir uns keinerlei Richtlinien gegeben haben, ab wann unsere Kinder Beikost bekommen sollen, hat unser Sohn in diesem Urlaub beschlossen, dass stolze 5 Monate doch ein guter Zeitpunkt sind, das erste Essen in den Magen statt auf den Boden zu befördern (seine Lieblingsbeschäftigung beim „Essen“ seit er sitzen konnte). Und so war die erste richtige Mahlzeit in seinem Leben eine saftige spanische Honigmelone, vor Ort kultiviert. Weder bio noch nachhaltig, aber für ihn eindeutig lecker.

Die Punkte 3 und 4 dürften selbsterklärend sein. Eine Polonaise in dem Moment, wo Mama und Papa endlich lesen und der Filius sanft im Schatten der Sonnenschirme schlummert braucht kein Elternteil auf dieser Welt. Niemand, niemals, nicht ;).

Fazit: Wir können und möchten jedem empfehlen, so schnell wie möglich mobil zu werden und die Welt mit Kind zu erkunden. Fahrt auch an Orte, die Ihr schon ewig kennt, mit Kindern wirken sie nochmal anders. Genießt die Gastfreundschaft die Euch mit kleinen Menschen entgegenschlägt, egal ob unter andalusischer Frühlingssonne, amerikanischem Spätsommer oder arabischem Winter. Es gibt viele tolle Ziele und Eure Kinder bereichern jeden Aufenthalt.

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