Jeder Sommer hat seine Geschichte…und mancher Winter auch

Okay, wir geben auf. Das war die Ausgangsmotivation Ende Januar 2021. Und damit willkommen im neuen Jahr liebe Leser. Zunächst einmal SORRY, wir hatten eigentlich alles anders geplant, wollten über diverse Urlaube berichten und stellen nun fest, dass wir Ihnen immer noch 3 Kreuzfahrten und zwei Sommerreiseziele schuldig sind. Das tut uns leid, aber ein gewisses, pandemisch umherstreifendes Virus hat uns im letzten Jahr einfach zu viel gefordert. Auch hat es uns mehrere Urlaube gekostet, die wir dringend gebraucht hätten um unsere Akkus zumindest etwas zu regenerieren. Aber Sie wissen ja selber, was im Jahr 2020 aus Reiseplänen wurde. Wohnmobilurlaub – ging nicht, Strandurlaub – dito.

Statt dessen hatten wir: Kitaquarantäne, Arbeitsquarantäne, geschlossene Geschäfte, gesperrte Spielplätze, keine Freibäder, Kontaktbeschränkungen noch und nöcher.

Ende November waren wir urlaubsreif. Zum Glück waren die kanarischen Inseln damals kein Risikogebiet, so dass wir einen zehntägigen Strandurlaub über Nikolaus auf Gran Canaria buchten. Dieser fiel dann 48 Stunden vorher einem fiesen Magen-Darm Infekt zum Opfer, der irrtümlich in der allgemeinen Panik der Hauptstadt für Corona gehalten wurde und uns auch diese Reise kostete. Wir entspannten also daheim, Weihnachten kam und ging, die Arbeit forderte uns um Januar stark so dass wir Ende Januar nochmals die Möglichkeiten einer Landesflucht eruierten.

Malediven? Mauritius? Karibik?

Alles wunderbar warm, aber entweder preislich fern jeder Realität oder doch mit Haken (z.B. das Quarantänekonzept der Seychellen) die wir nicht riskieren wollten. Also zurück zu dem, wo sich unsere Kinder und wir schon immer Wohlfühlen – auf dem Wasser.

Kreuzfahrten hatten wir eigentlich bis zum zweiten Halbjahr 2021 ausgeschlossen, da der einzige Anbieter am europäischen Markt (AIDA hatte gerade wieder alles abgesagt) das Mindestalter für die Kinderbetreuung schon im November auf 4 Jahre gesetzt und der kleinere Junior eben erst zarte 3 ist. Aber wie eingangs geschrieben, Not macht kompromissbereit.
Wir prüften also das Konzept der Blauen Reisen von TUICruises nochmals auf Herz und Nieren und kurz vor (dem ausgefallenen) Karneval kam ein Angebot, dem wir nicht widerstehen konnte. Gegen eine Flexibilität von gerade einmal +/- einem Tag konnte man für kleines Geld 14 Tage auf der MeinSchiff 1 bzw. 2 rund um die Kanaren schippern. Gesagt, getan und gebucht über mein-schiffsberater.com (vielen Dank noch einmal Ändi).

Mitte Februar war es dann so weit, hier die wesentlichen Fakten:

Reiseziel: Kanarische Inseln, Spanien. Zum damaligen Zeitpunkt Hochrisikogebiet, daher wäre bei Rückkehr eine zehntägige häusliche Absonderung mit der Möglichkeit des „freitestens“ nach 5 Tagen die Folge gewesen. Während der Reise erfolgte die Herabstufung auf Risikogebiet, so dass man sich in einzelnen Bundesländern sofort bei Einreise freitesten lassen konnte.
Zur Einreise ist die Vorlage eines negativen PCR-Tests erforderlich, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Der Test ist an vielen Kliniken in Deutschland (HELIOS) möglich und bereits im Reisepreis inkludiert.

An- und Abreise: Vollcharter über TUIFly, leider ohne Verpflegung oder Entertainment, Sitzplatzreservierung kostenpflichtig auch für Standardsitze.

Route: Alle kanarischen Inseln außer El Hierro

Schiff: MeinSchiff, in unserem Fall die Nummer 2, das jüngste der Flotte.

Allgemein: Aktuell werden ausschließlich Balkonkabinen vergeben, die Auslastung des Schiffes ist auf 60% also rund 1.000 Reisende pro Woche begrenzt (800 Besatzungsmitglieder on top). Das Schiff kann nicht individuell an Hafentagen verlassen werden, man muss dafür kostenpflichtige Landausflüge von TUICruises (TC) buchen und darf die Gruppe auch nicht verlassen. Die Teilnahme an Events an Bord ist limitiert, man muss sich vorher per App im Bordnetz oder via Rezeption anmelden und ein Ticket (gratis) reservieren. Manche Dinge wie die Sauna sind schnell ausgebucht (es stehen pro Tag nur 40 Plätze zur Verfügung), andere konnte man auch 5 Minuten vorher noch buchen

Besonderheiten Kinderbetreuung: Aktuell gibt es nur zwei Gruppen, die 4-11-jährigen im KidsClub und die 12-17er in der TeensLounge. Programm gibt es vier mal am Tag 2 Stunden lang, dazwischen wird der Laden schwer desinfiziert. Die maximale Gruppengröße liegt zwischen 10 und 16 Kindern, je nach Anwesenheit von Nachwuchs an Bord darf man zwischen einer und 3 der Aktivitätsblöcke pro Tag buchen (Vorreservierung NICHT möglich, die Programme werden erst um 18:00 Uhr am Vortag freigeschaltet um Terminhamster zu bremsen).

Für jüngere Kinder gibt es einmal am Tag eine Tobestunde mit den Eltern, zudem kann das Nest sechs mal pro Tag für je eine Stunde zur Alleinnutzung gebucht werden. Zusätzlich können Kisten mit Spielmaterial von dort ausgeliehen und in der Kabine genutzt werden.

Besonderheiten Bordleben: Es gilt Maskenpflicht für alle ab 6 Jahren in allen Gängen und Innenbereichen des Schiffs. Neben den Tickets für Veranstaltungen fällt auf, dass man, sobald man irgendwo Platz nimmt, ein dienstbarer Geist auftaucht und die Kabinennummer abfragt. So wird an Bord die Kontaktnachverfolgung sichergestellt. Jeden Mittwoch wird das gesamte Schiff mittels Antigen-Schnelltest auf Corona getestet, in Woche 1 gab es 3 positive Fälle, was die Kreuzfahrt für 24 weitere Kontaktpersonen unmittelbar beendete, in Woche 2 war das Schiff virusfrei. Sobald man am Sitzplatz im Restaurant, auf der Liege oder im Pool ist entfällt die Maskenpflicht, ebenso in der Sauna und für die Kinder während der Programmzeiten im KinderClub.

Landausflüge: Die Maskenpflicht in Spanien gilt auch im Freien, deswegen hat man vom Verlassen des Schiffes bis zur Rückkehr durchgängig eine medizinische Maske (OP oder FFP2) zu tragen. Egal ob im Bus, auf dem Ausflugsboot oder im Park. Ausnahmen bestehen nur bei Fahrradtouren, dies fällt unter Sport und ist befreit.

Mein Schiff 2

So, damit genug der Vorreden, hier unsere individuellen Erlebnisse als Reisende mit Kindern:

Tag 0 – Vorbereitungen in Deutschland: Dienstags vor Abreise ging es für uns in die HELIOS Klinik zum PCR Test. Ab 6 Jahren ist der Nachweis Pflicht, so dass drei Viertel unserer Familie diese Prozedur über sich ergehen lassen mussten. Einen Tag vor Abflug lag das Ergebnis dann vor und die Koffer wurden gepackt -alle negativ.

Tag 1 – Anreise: Der Vollcharter von TC hob pünktlich um 09:00 Uhr vom BER (ja, den gibt es wirklich und er funktioniert, also zumindest wenn er leer ist) Richtung Las Palmas de Gran Canaria ab. Landung um 14:00 Uhr Ortszeit, die 5 Stunden (Zeitverschiebung) wurden die Kinder im Wesentlichen mit Tablets und Büchern „ruhig“ gestellt. Wenig pädagogisch, da wir aber bereits um 5 Uhr aufgestanden waren realistisch die einzige Chance auf zumindest etwas Schlaf für die geräderten Urlaubseltern. Am Flughafen angekommen gab es einen Transfer von ca. 45 Minuten zum Schiff, dann noch einmal Fiebermessen (täglich Pflicht) und schon ging es auf die Kabine. A pro pros, in unserem Tarif gab es keine Mitbestimmungsmöglichkeit hinsichtlich der Lage der Kabine. Wir landeten (wie bei den vorherigen Reisen) aber treffsicher auf Deck 8 – mittenmang – nur diesmal Backbord. 17,5 m² plus Balkon, zum Schlafen reicht es völlig und Stauraum gibt es auch genug. Gemacht haben wir an dem Tag nichts mehr, außer ein wenig das Schiff erkundet, lecker gegessen und die Abfahrt nach Einbruch der Nacht an Deck verfolgt.

Bye-bye Gran Canaria, bis nächste Woche

Tag 2 – Seetag: Mit einer Ausnahme wechseln sich bei den Blauen Reisen Seetag und Hafentag ab. Da die Distanzen zwischen den Inseln jedoch eher Fußgängerniveau haben ist das Schiff gezwungen an Seetagen Schleifen zu fahren. Hierzu betreibt die Brücke Wetternavigation und versucht das Schiff immer im Sonnenbereich und außerhalb der Atlantikwellen zu halten, klappte auch wirklich immer gut. Der Große entschwand nach dem Frühstück in seinen KidsClub, der Kleine in den Whirlpool (Achtung: Pools auf der MeinSchiff dürfen nicht von Kindern genutzt werden, die noch eine Windel tragen), der Tag verdümpelte auf dem Sonnendeck und wir konnten zum ersten Mal wirklich durchatmen.

Tag 3 – Fuerteventura: Pünktlich empfing uns Puerto del Rosario, ein Hafen mit dem Industriecharm von vor zwanzig Jahren kombiniert mit bunten Graffiti.

Street Art im Hafen von Fuerteventura

Wir hatten beschlossen, dass die Sandkiste, die Fuerte nun einmal ist auch gleich das Ziel aller unserer Tagesaktivitäten sein soll. Gesagt, getan, in der Schiffsapp gebucht und pünktlich um 9:30 standen wir parat zur Abfahrt nach Cala de Fueste und den dortigen Strand. Dort angekommen wurden wir – Stichwort blaue Reise – in einen privaten Bereich des Strandes geführt wo Liegen, Schirme und ein Erfrischungsgetränk auf uns warteten. Die Kinder hatten Sand und Muscheln, die Erwachsenen konnten in der Sonne dösen, da ein ebenso gemieteter Soccorista (etwa: Bademeister/Rettungsschwimmer) auf die im flachen Wasser planschenden Minimenschen aufpasste. Den Strand hatten wir ziemlich für uns alleine, Hotels waren geschlossen und Einheimische eher auf der Arbeit. Das Wasser war jahreszeitüblich noch etwas frisch, aber egal, im Urlaub ist man ja hart im Nehmen. Der Nachmittag wurde auf dem eigenen Balkon verdöst, ehe es dann gegen Abend „Leinen los zum nächsten Seetag“ hieß.

Tag 4 – Seetag: Kinderclub, Tobestunde, viel Eis, viel Essen und das erste Personal Training an Bord für den Urlaubspapa. Dazu ein wenig Wellness, kurzum ein gelungener Ruhetag.

Tag 5 – Teneriffa: Unser persönliches Highlight der ersten Woche. Klar, wir waren schon drölfzig Mal dort, aber in den LoroParque haben wir es nie geschafft. Zu teuer, zu voll, falsches Ende der Insel usw…Da kam es uns sehr gelegen, dass TuiCruises den Park quasi für sich alleine hat. Für 238 Euro *hust* durften wir uns einen Tag lang frei im Park bewegen. Mit insgesamt 63 Reisenden ein sehr befreiendes Gefühl in so einer großen Anlage, trotzdem natürlich weiter Maskenpflicht herrscht auf spanischem Boden. Groß und klein waren begeistert, viele Tiere, exotische Pflanzen. Sicher, man muss ein differenziertes Bild vom Park zeichnen, Orcas und Delfine gehören dort eigentlich nicht hin, aber für viele andere Arten ist der Zoo heute (leider) ein Muss zur Arterhaltung und alles in allem macht das Management da einen guten Job.
Schaut Euch doch in der Galerie eine Auswahl davon an, wer uns so begegnet ist.

Leider hatten keinerlei Shops oder Restaurants auf, nur Wasser stand gratis überall herum. Am frühen Nachmittag ging es zurück Richtung Hafen und pünktlich zur Eis- und Kuchenzeit im Anckelmanns fanden wir uns wieder an Bord. Die Urlaubsmama ging zum Sport, der Rest der Familie machte Macarons, Torte und Eis nieder.

Tag 6 – La Palma: Diesmal kein Seetag, sondern schneller Drift rüber nach La Palma. Meiner Meinung nach die schönste Insel der Kanaren, von Strandfeeling bis Berge ist alles dabei. Wir hatten aber genug vom großen Schiff und sind auf ein kleines gewechselt – Wale und Delfine schauen stand auf der Agenda. Dazu ging es erst einmal aus dem großen Hafen mit dem Bus einmal quer über die Insel auf die Westseite, genauer gesagt von Santa Cruz de La Palma nach Tazacorte. Der Transfer geht über 45 Minuten und 1800 Höhenmeter in typischer spanischer Serpentinenfahrweise. Es ist also empfehlenswert nur ein leichtes Frühstück einzunehmen. In Tazacorte ging es dann an Bord der Flipper. Kleines Boot, zwei Decks, ca. 40 Mitreisende. Die Ausfahrt ins Sichtungsgebiet dauert noch einmal gut 40 Minuten, danach standen rund 2,5 Stunden Beobachtungen an. Wir haben Delfine und Pilotwale erspäht, diese in rauen Mengen. Der Blauwahl, den die Gruppe vom gleichen Ausflug auf Teneriffa festhalten konnte, ist wohl nicht mit zur Nachbarinsel rübergeschwommen. Kurzum es war toll diese friedlichen Riesen zu sehen, die sich überhaupt nicht an unserer Anwesenheit gestört haben. Die Rückfahrt musste dann etwas zügiger erfolgen, was erhöhten Wellengang zur Folge hatte und dem Junior nicht bekam. Die zuvor genussvoll verspeiste Banane ging rückwärts und Papa stand ungünstig, so dass er sie ebenfalls in vollen Zügen genießen durfte…buäh

Abends ging es dann noch zum obligatorischen Coronatest. Dieser war zum damaligen Zeitpunkt für alle Reisenden verpflichtend. Durchgeführt wurde ein Antigen-Schnelltest mittels tiefem Nasenabstrich für alle Reisenden ab 6 Jahren. Nicht angenehm, aber notwendig. Trotz aller Vorsicht vor und bei der Anreise, sowie an Bord hatten Gäste das blöde Virus mitgenommen. Diese Reisenden und 14 Personen die bei den Ausflügen zu nahe im Bus saßen und damit Kontaktperson ersten Grades wurden mussten den Seetag in Quarantäne verbringen und wurden an Tag 8 ausgeschifft und von den spanischen Behörden für 14 Tage in Quarantänehotels verfrachtet.

Exkurs Corona: Die Spanier halten das rigoros, jeder Ausbruch wird sofort eingedämmt durch umfassende Quarantäne aller Kontaktpersonen, die auch nicht frühzeitig aufgehoben wird. Es muss also jedem bewusst sein, dass eine Reise in Zeiten der Pandemie in Spanien auch ganz schnell 14 Tage extra in einem Hotelzimmer ohne Balkon/Terasse bedeuten kann. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber gefeit ist niemand. TuiCruises tut aber – aus unserer Sicht – alles um das Risiko zu minimieren. Jeder der sich irgendwo an Bord niederlässt, Bar, Restaurant, Theater etc. wird sofort erfasst, alle Stewards haben Tablets die die Gesichter der Reisenden in der Kabine zeigen, eine Fehlerfassung oder schummeln ist somit faktisch kaum möglich. Bei allen Aktivitäten ist eine Voranmeldung erforderlich, die Mindestabstände werden akribisch sichergestellt. Das Hauptrisiko liegt daher in der 72h Frist vor Abreise, weil man da im heimischen Virenhotspot eben doch noch was abgreifen kann.

Tag 7 – Seetag: Sport, Spa, Kinderclub…ich denke Ihr wisst, was ich meine 🙂

Tag 8 – Gran Canaria: Wechseltag, alle Mann von Bord. Wir reisen zwar weiter, aber hier endet Teil eins unseres Berichts, er ist ja auch wirklich episch geworden.
Weiter geht’s demnächst in Teil 2, mit Berichten von Inseln und Bordleben in Woche 2.

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