Liebe Leser, die Urlaubseltern und Kinder sind um eine weitere Erfahrung reicher. Nachdem Kind 1 seit neuestem schulpflichtig ist, was nur sehr begrenzt Begeisterung beim Urlaubsplaner Papa hervorruft, sind wir was Reisezeiträume angeht doch etwas eingeschränkt. Nun kam es, dass der Nachwuchs das erste Mal Winter- oder auch Zeugnisferien hatte. Eine Woche, Ende Januar, bei Temperaturen, welche die Schneeaversion des Urlaubspapas einige Ziele in südlichen Nachbarländern unmittelbar ausschlossen. Wohin also?

Das Ziel: Die Nordsee, genauer gesagt der Ort Tossens auf der Halbinsel Butjadingen, dort liegt der CenterParc Nordseeküste.

Warum? Nun, die Kinder wollten ohnehin schon immer an die Nordsee (wir hatten es in den vergangenen 10 Jahren die wir in Berlin residieren immer als „zu weit“ abgetan und die Ostsee bevorzugt), das Wetter war überall gleich mies und der dortige CenterParc hatte schlicht verdammt überzeugende Argumente. Außerdem liegt der Ort mit 4:30 Stunden Fahrzeit nicht so ewig weit ab, der A2/A27 sei dank.

Außerdem war der Urlaubspapa schon einmal dort, zwar zu seiner eigenen Schulzeit, aber hey, wir werden alle nicht jünger. Also, Koffer gepackt, Freunde eingeladen und los ging es.

Die Unterkunft

Zunächst muss man wissen, dass CenterParcs die Unterkünfte in Comfort, Premium und VIP einstuft. Man könnte genauso gut sagen Economy, Premium Economy und Business, wobei sich die Leistungen unserer Meinung nach nur marginal unterscheiden.

Im Wesentlichen bekommt man im Premium Segment die Betten schon durchs Housekeeping gemacht, das entsprechende Wäschepaket ist somit ebenfalls inkludiert. Zudem kommt eine DolceGusto Maschine, die alle Familienmitglieder durchaus zu schätzen wissen. Die VIP Unterkünfte bringen dann noch zusätzlich HighSpeed Internet (gab es aber bei unserem Aufenthalt für ALLE Kategorien gratis) und einen Brötchenlieferdienst morgens, ob man beides im Urlaub braucht, sei jedem selbst überlassen.

Gezahlt haben wir für ein 6-Personen Haus mit knapp 100 m² für eine Woche 689 Euro, da kann man echt nicht meckern. Klar, der Vorteil ist die Nebensaison und der Umstand, dass außer Berlin und Brandenburg fast niemand Ferien hat, aber hey, irgendwas darf auch mal gut sein.

Das Haus selbst lag im Hauptteil des Ferienwohnparks, ausreichend kostenfreie Parkplätze und ein Kinderspielplatz lagen direkt vor der Haustür.
Im Erdgeschoss befanden sich ein Duschbad (Rainshower), ein Schlafzimmer für die Eltern samt kostenfreiem Safe, sowie die Wohnküche mit angeschlossenem Wohnzimmer. Zwei Fernseher (32“) und ein Kamin runden die untere Etage wohlfeil ab (jaja, Katalogsprech :-))

Die Küche hat alles was man braucht, mit Ausnahme eines Ofens, der fehlt hier wirklich. Mikrowelle, Kaffeemaschine, großer Kühlschrank, viele Töpfe, Tassen und Co, sonst war alles da. Auch eine Startausstattung Spülgeräte und Tabs ist bei Anreise vorhanden, Spülmittel suchten wir aber vergeblich.

Im Obergeschoss finden sich zwei Schlafzimmer mit Dachschrägen, große Kleiderschränke, ein zweites Duschbad, ebenfalls mit Rainshower-Dusche und den Hauswirtschaftsraum.

Hinweis: Es gibt direkt im Centrum der Anlage auch Hotelzimmer mit Verpflegungsoptionen, darum herum finden sich die beschriebenen Kategorien mit Häusern für 4 bis maximal 10 Personen. Haustiere können mitgebracht werden, hierfür wird eine Endreinigungspauschale um 30 Euro fällig.

Die Verpflegung

Klar, Selbstversorgung. Das ist nur die eine Hälfte der Wahrheit, bleiben wir aber zunächst dabei. Der Park selbst hat einen kleinen aber gut sortierten, wenn auch naturgemäß teuren Supermarkt. Da man hierhin ohne nur Automobil kommt, kann man auch direkt auf dem Weg hierher oder in der Umgebung einkaufen, in unmittelbarer Nähe ist ein Target, Edeka und Netto finden sich im Nachbarort und am Bahnhof Nordenham findet man sowieso alles, was man braucht, von Discounter bis Vollsortiment.

Die andere Seite der Wahrheit ist die Verpflegung im Park und umzu. Kurz zum umzu: Geschlossen wegen is nich. Sorry, außerhalb er Saison hat dort nichts auf, mit Ausnahme der Fischbar Pier 35, das war aber nicht ganz so unser Fall. Die parkeigene Gastronomie ist im MarketDome untergebracht, der Spaßzentrale der Anlage. Hier gibt es – für die Faulen und die Hotelgäste – ein Frühstücksbuffet und drei von Franchisepartnern betriebene Restaurantypen. Wer es noch bequemer mag, kann hier auch Abendessen vorab als Voucher buchen, das kam allerdings für uns nicht in Betracht.

Das Café bietet, wie man erahnen könnte, vor allem kleine Speisen, Kaffee, Kuchen und sehr leckere Waffeln. Das OhJulia! ist eine Art Vapiano light, das Konzept und die Karte ähnlich sich frappant, das Essen ist gut, aber natürlich teurer als andernorts. Schließlich gibt es noch das Watt’n’Burger, hier kommen die namensgebenden Fleischklopse auf den Teller. Preislich gehen alle Angebote in Ordnung, die Hauptgerichte liegen samt und sonders zwischen 10 und 15 Euro, Kindermenüs zwischen 6 und 9 Euro, kein Schnäppchen, aber für die Sonderlage vor Ort durchaus akzeptabel.

Leider werden aber alle Restaurationen von verschiedenen Franchisenehmern betrieben, so dass man nicht „gemischt“ essen kann. Pommes für die Kinder, Pasta für die Erwachsenen? Geht nicht, darf nicht sein. Schade, aber so waren wir hier zweimal Essen, das erste und das letzte Mal zugleich und haben ansonsten nur den Nachmittagskaffee und die Waffeln konsumiert, während die Kinder im Indoorspielplatz getobt haben.

Und was kann man da machen?

Vorweg: Im Winter ist die Nordsee nur für Liebhaber zu empfehlen. Wer aber immer schon einmal in Ruhe durchs Watt wandern wollte (Führungen werden ganzjährig angeboten) und gegen die steife Briese vor Ort passende Klamotten dabei hat, findet dort viel Landschaft und wenig Menschen, dafür aber ne ganze Menge Deichschafe. Da wandern nicht unbedingt zu den Lieblingshobbys der Kinder gehört, haben wir uns mit anderen Dingen vergnügt.

Zum Park selber gehört eine Reihe von Aktivitäten, zunächst natürlich das subtropische Badeparadies AquaMundo. Rutschen, Whirlpools, Wellenanlage, Kinderbecken, hier findet jeder etwas. Anders als bei unserem Besuch im Harz bei Landal (siehe vorherige Beiträge) war das Wasser jederzeit angenehm warm und die Becken die meiste Zeit nicht überfüllt. Nichtschwimmer müssen verpflichtend eine Schwimmhilfe tragen, die 3-4 Bademeister die jederzeit auf der Fläche unterwegs sind kontrollieren das auch ziemlich genau, egal ob Eltern dabei sind oder nicht. Gut so in puncto Sicherheit.
Einzig am Samstag wurde es wirklich kuschelig dort, weil das Schwimmbad auch für die lokale Bevölkerung bei Schlechtwetter ein beliebtes Ausflugsziel darstellt. Die Saunaanlage ist klein und für unseren Geschmack zu teuer, das ist aber auch eindeutig nicht die Kernkompetenz dieser Anlage, zumal Kinder keinen Zutritt dort haben.

Im gleichen Komplex finden sich weitere Attraktionen, direkt am Ausgang des Bades erwartet den geneigten (und zahlungswilligen) Kunden eine Spielwelt aus Automaten (Videospiele), Billard, Air Hockey und eine Bowlingbahn. Die Bezahlung der Automaten und Spielgeräte erfolgt ausschließlich per Token, diese sind für je 1,50 an der Kasse oder am Automaten erhältlich. Es gibt klassische Videospiele von Autorennen bis Dinosaurier jagen, aber auch Glücksspiel. Hier gewinnt man kein Geld, dafür aber Tickets. Man muss es leider so sagen, das ist Abzocke mit Kinderwünschen und wir waren glücklich und froh, dass unsere Kinder nicht darauf eingestiegen sind. Um beispielsweise genügend Tickets für ein Ty Plüschtier in der kleinsten Größe zu erspielen benötigt man einen hohen zwei- bis mittleren dreistelligen Betrag. Schade, dass CenterParcs solche Abzocke nötig hat.
Viel Spaß hatten wir hingegen mit AirHockey (irgendwann steht so ein Tisch doch noch mal in unserem Keller), Billard und Bowling, wobei 26 Euro für eine Stunde schon ein ordentlicher Preis sind, in der Spielscheune im Nachbarort geht das für 6 Euro weniger). Oben bei den Restaurants ist dann noch der Indoor Spielplatz für die Kinder und hier haben Erwachsene wirklich keinen Zutritt (rein baulich). Die Kinder können über 3 Etagen über Rutschen, Seile und Tunnel toben, alles gut abgefedert durch hochwertige Matten, da trinkt sich der Kaffee gleich nochmal ruhiger. Daneben befindet sich noch eine Bühne für Orry (das Maskottchen) und seine Freunde (die Animateure) und ein dazugehöriger Animationsbereich, beides war aufgrund der Reisezeit außerhalb der Ferien aber leider verwaist. Gleiches galt wetterbedingt für die Minigolfanlage vor der Tür und die Safariautos.
Die Mehrzwecksporthalle war aufgrund der zum Zeitpunkt unserer Reise geltenden Corona-Einschränkungen nicht nutzbar, beinhaltet aber ansonsten Volleyball und Badminton-Felder sowie Hüpfkissen für den Nachwuchs (gegen Gebühr).

Außerhalb des Parks

CenterParcs vermittelt verschiedene Aktivitäten vor Ort, von Wattwanderung bis Spielscheune. Eine Spielscheune? Ja, richtig gelesen. Aber dazu gleich mehr. Was uns positiv überrascht hat, die Preise der vermittelten Aktivitäten liegen oftmals unterhalb dessen, was man als Individualreisender vor Ort bezahlen müsste. So, damit wären wir wieder bei der Spielscheune: Eine riesige ehemalige Scheune die umgestaltet wurde und nun ein Erlebnisparadies für groß und klein ist, ungefähr 7km von Tossens entfernt. Wir haben für 3 Erwachsene und 3 Kinder bei CenterParcs einen Gutschein für den dortigen Eintritt erworben, vor Ort hätten wir für die gleiche Entourage mehr als 20 bezahlt.
Was bietet die Spielscheune Butjadingen also? Wir könnten hier nun die Hüpfkissen, das Kletterzelt, die Teppichrutsche, die Kartbahn und den Bagger aufzählen, aber hey, Bilder sagen mehr als tausend Worte. Alles in allem ein gelungener Familienausflug.

Am letzten Tag unseres Aufenthalts war das Wetter dann erstmals trocken, also tatsächlich derart, dass man ohne Wathose nach draußen gehen konnte. Die Küchenvorräte waren langsam am Ende, also beschlossen wir, Landschaft- und Essensgenuss miteinander zu kombinieren. Dies führte unser über die Suchmaschine des Vertrauens und einschlägige Bewertungen ins schöne Fedderwardersiel. Auch auf der Halbinsel Butjadingen gelegen, auch hier viel Landschaft aber eben auch ein kleiner Hafen im dem anlässlich unseres Besuchs sogar ein junger Seehund Station machte und sich den Rettungskreuzer Emil Zimmermann der DGzRS neugierig betrachtete. Das Museum war – sie ahnen es – trotz gegenteiliger Ankündigung auf Google leider geschlossen, so dass wir umgehend zum stärkenden Teil des Ausflugs übergingen. Dat Havenhuus, ein kleines Restaurant mit Anbau, typisch norddeutschem Personal, das nichts aus der Ruhe bringt und leckerem Essen bewirtete uns fürstlich und ließ sich dies im Nachgang königlich bezahlen. Kein günstiger Tag, aber das Alleinstellungsmerkmal eines geöffneten Restaurants mit guter Küche ist in der Nebensaison nicht zu unterschätzen.

Fazit:

Für Familien deren Kinder wasseraffin sind, ist der CenterParc eine gute Alternative zum klassischen Ferienhausurlaub. Wer will kann auch hier noch immer alles selber machen, aber bei schlechtem Wetter für gar nicht mal so viel mehr Geld die Indoorspielwelt und das Spaßbad vor der Haustür zu haben kann so manchen Urlaubstag echt retten.
Sicherlich, der Park hat seine Schattenseiten, es ist nicht mehr die jüngste Anlage, das Personal im Franchisebereich zeigt bisweilen wenig Motivation und Fähigkeiten und manches wirkt ein bisschen unordentlich. Aber die Lage, wirklich unmittelbar hinterm Deich, die trotzdem leichte Erreichbarkeit über die A1/A2 und A7 und der Charme der Halbinsel Butjadingen lassen diese Kleinigkeiten schnell vergessen. Besonders im Frühjahr und Sommer, wenn auch lokale Gastronomen wieder aufsperren und Ausflugsboote auf die Nordseeinseln schippern ist vieles davon nur eine Erinnerung an graue Wintertage.
Daher: Empfehlung von uns, schauen Sie vorbei, es gibt dort viel zu entdecken.

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