Herbstferien, das erste Mal mit Schulkind. Zwei Wochen Zeit um sich vom Stress der ersten Klasse zu erholen. Der Junior wünscht sich einen Tapetenwechsel, die Urlaubsmama und der kleine Urlauber können nicht. Also geht es auf Papa-Sohn Tour.

Nachdem der Filius also seinen Wunsch geäußert hat, ging die logistische Planung los. Urlaub beim Chef holen, so kurzfristig waren nur 3 Tage drin. Also ein langes Wochenende. Wohin? Fliegen macht in der kurzen Zeit keinen Sinn, Kreuzfahrten ebenso. Also Urlaub in der Heimat, das kennt die Bande ohnehin noch nicht. Mit dem Auto in die Ferien, nur ein Fahrer und ein kleiner, Ratschläge gebender Beifahrer? Maximale Fahrzeit also 3 – 4 Stunden, mehr verkraften beide Nervenkostüme nicht wirklich.

Von Anfang an war klar, dass für dieses Setup eine Einrichtung á la CenterParks die Präferenz wäre. Eigene Wohnung und Küche, ein garantiert wetterfestes Schwimmbad und am besten noch flache Landschaft drum herum waren die Erfordernisse.
Nach einer zweitägigen Recherche der kurzfristig mitten in den Herbstferien noch verfügbaren Angebote waren zwei der 3 Kriterien erfüllt, Wohnung, check, Schwimmbad, check. Nur das flach war nicht drin, statt dessen hieß unser Reiseziel nun Harz.

Schnell noch den Freundeskreis informiert, siehe da, eine weitere Zweierpaarung aus Mutter und Tochter hatte ebenfalls frei und schloss sich spontan samt Hund an. Sie wohnen am anderen Ende der Republik, der Harz lag also quasi perfekt in der Mitte.

Landal GreenParks Salztal-Paradies

Den Begriff Paradies kannte ich bisher nur aus biblischen Schriften und einem in unsäglicher Übertreibung so titulierten Bahnhof in Jena (bevor die Schnellfahrstrecke München-Berlin eingeweiht wurde). Hier nun also das nächste, gelegen im Südharz kurz vor Osterode und gefühlt nur knapp auf dem Gebiet des Landes Niedersachsen gelandet. 

Die Anlage: Den Begriff Landal GreenParks kannte ich zwar vom Hörensagen, hatte mich aber bisher noch nie so recht damit befasst. Es ist ein niederländisches Unternehmen und der gesamte Park ist zweisprachig ausgerichtet, dementsprechend gemischt ist auch das Reisevolk.  Die Anlage selbst ist im Vergleich eher klein, rund 100 Wohneinheiten überwiegend in Häusern mit Etagenbelegung gebaut arrangieren sich um einen zentralen Dorfplatz mit Spielplatz, Hundewaschanlage und dem obligatorischen Parkshop für allerlei Verpflegungswünsche.  Da der Harz nun einmal ein Mittelgebirge ist, sind die Häuser terrassenförmig in die Landschaft gebaut, was sehr apart aussieht, je nach Wohnlage aber eine gewisse Sportlichkeit erfordert um zu seinem Heim auf Zeit zu gelangen. Aber Sie wissen ja liebe Leser, der letzte Urlaub in Griechenland hat uns gestählt. 

Gezahlt haben wir für 2 Erwachsene, 2 Kinder und einen Hund (5,75/Tag) auf 52m² mit Duschbad für 4 Tage und 3 Nächte 607 Euro, hinzu kamen noch 15,90 Euro für die Handtücher. Bettwäsche muss in Zeiten von Corona obligatorisch vom Park bezogen werden, dies war in die 607 Euro bereits eingerechnet. Kein Schnäppchen, aber in den Herbstferien und Last Minute ein durchaus marktüblicher Preis.

Das Haus verfügte über 2 Einzel- und ein Doppelbett in getrennten Zimmern, eine geräumige Dusche und eine Wohnküche. Das Sofa hatte schon bessere Zeiten gesehen, dafür sind 2 Sat TV und eine gut ausgestattete Küche bis heute in diesen Parks keine Selbstverständlichkeit. Die Fachkräfte für Bodenkosmetik hätten etwas gründlicher sein dürfen, aber ansonsten gab es nichts zu meckern. Der defekte Staubsauger wurde notiert und wir erhielten die Absolution, das Haus ungesaugt zurückgeben zu dürfen.

In den Park integriert und für Parkgäste kostenlos nutzbar sind die Angebote der Ferienwelt. Diese besteht aus verschiedenen Attraktionen und Angeboten:

Das Erlebnisbad: Herzstück der Ferienwelt, aktuell durch Corona allerdings nur sehr eingeschränkt nutzbar und empfehlenswert. Die Anlage im aktuellen Zustand verfügt über ein Sportbecken, davon getrennt das Spaßbad mit einem Innenbecken (Wassertiefe 1,30m) mit Außenbereich und einem Strömungskanal, davon räumlich getrennt noch ein Wellenbad (stündlich, maximal 1,70m), zwei Whirlpools und ein Babybecken (0,40m), Hinzu kommen eine Reifenrutsche und alle 20 Minuten eine Schaumkanone (90er Jahre ick hör Dir trapsen). Leider ist das Wasser für ein subtropisches Erlebnisbad mindestens 5 Grad zu kalt, insbesondere mit kleineren Kindern ist ein Verbleib über die vollen 3 Stunden (maximale Zeit pro Durchgang, Corona VO Niedersachsen) kaum realistisch. Unsere Kinder waren jedenfalls nach einem Besuch bedient, das Highlight hatten wir uns schöner vorgestellt.

Die Eislaufhalle: 30×45 Meter Eisbahn für alle die es können oder es zumindest meinen. Immer gut besucht, allerdings nicht vom Urlaubspapa, der diesbezüglich andere Wohlfühltemperaturen hat.

Sauna & Wellness: geschlossen, vielleicht wegen Corona? Das Personal wusste es auch nicht so recht…

Paradise Diner: Geschlossen, als Ersatz gab es einen freundlichen Herrn in einer Frittenbude der Pommes, Bratwürstchen, Reibekuchen und tiefgefrorene Patties auf Grill und Fritteuse haut und somit zumindest ein wenig Freibadpommesfeeling hervorruft. Geschmacklich aber leider weder paradiesisch, noch ein Geheimtipp.

Unmittelbar an diese Anlage schließt sich noch ein Indoorspielplatz an, der aber nicht zum Ensemble gehört und für ein Elternteil mit Kind rund 15 Euro aufruft, Zeitkarten gibt es nicht, man zahlt immer das gleiche, egal ob man 20 Minuten oder 8 Stunden dort verbringen möchte. Drin waren wir nicht, aber die Anlage ist gut besucht und bietet außerhalb von Corona auch noch Dinge wie Bowling an, das sieht dort alles gut organisiert aus.

Die Verpflegung?

Da das Parkgelände nur 10 Fußminuten von Downtown Bad Sachsa entfernt liegt, hat der geneigte Gast die Qual der Wahl. Rewe, Aldi, Edeka, alles im Ort vorhanden für die Selbstverpflegung. Restaurants gibt es von gutbürgerlich (Schnitzelhaus) über Griechisch bis zu Italienerin in der Ausprägung Take-Away bis Dine-In. Besonders der örtliche Lieferdienst für italienische Teigfladen hat eine hohe Beliebtheit im Park, der Lieferfahrer hat quasi seinen Stammparkplatz vor der Rezeption. 3 Eiscafés runden das Angebot für Süßschnäbel ab. Die Preise liegen absolut im Rahmen, hier kann jeder satt werden, egal ob durch eigene Kochkunst oder freundliche Hilfe von mehr oder minder einheimischer Bevölkerung.

und was kann man da machen?

Zunächst einmal: Wandern. Zugegeben, es handelt sich hierbei um eine Freizeitbeschäftigung, die nicht jedem gleich viel Freude bereitet. Auch der Urlaubspapa ist eher Flachländer und kann mit ausgedehnten Spaziergängen mit 6-12% Steigung wenig anfangen, aber bei schönstem Sonnenschein zumindest mal den nächsten Aussichtspunkt in knapp 2,5 km Entfernung erkunden, das geht dann doch noch. Unsere Reisebegleitung ist zudem begeisterte Geocacherin, weshalb wir die Bewegung an der frischen Luft gleich mit Zielen verbinden konnten, was die Motivation der kleinen Mitwanderer erheblich gesteigert hat.

Abgesehen von körperlicher Bewegung muss man in puncto Attraktionen dann allerdings „Abstriche“ machen, zumindest wenn man vor Ort bleiben will. Ist man auf Ausflüge mit dem Auto eingerichtet erreicht man innerhalb von 40 – 60 Minuten wirklich schöne Ziele vom Bergwerk bis zur Tropfsteinhöhle, vom Museum bis zur Brockenbahn. Wir hatten aber nur 3 Tage vor Ort und haben uns somit auf die lokalen Möglichkeiten fokussiert.

Der Märchengrund

Nach eigenem bekunden Deutschlands älteste Märchenlandschaft. Seit 1910 geöffnet, der aktuelle Betreiber nur wenig jünger, zeigt etwa 2km vom Ortskern Bad Sachsa (natürlich bergauf) in einem Flurstück liebevoll gebaute Märchenmaschinen die sich um die Erzählungen der Gebrüder Grimm drehen. Das ganze ohne Virtual Reality, dafür mit großen Tafeln an denen die Eltern die Geschichte der aufgeführten Stücke dem Nachwuchs individuell erzählen können. Der Besuch ist eingerahmt in ein Quiz für große und kleine Märchenfreunde, die großen dürfen sich an 9 knackigen Fragen erfreuen, die kleinen müssen die 7 Zwerge und 9 Hexen auf dem Gelände finden. Wer gar nicht weiter weiß, muss sich in die Hütte der Hexe trauen, dort liegen alle Märchenbücher von Andersson bis Grimm zur Recherche parat. Die Kinder vergnügen sich derweil am Spielplatz mit Schaukel & Co.

Im Sommer haben die Besucher zudem die Möglichkeit in der umfangreichen Kleiderkammer zu stöbern und sich selbst im Lieblingskostüm abzulichten, so viel neumodisches Zeug muss dann doch sein.

Der Eintritt kostet Erwachsene 4 Euro, Kinder zahlen einen Taler und bekommen noch etwas Süßes dafür.

Leider muss man sagen, der Zahn der Zeit und auch die fehlenden Einnahmen in der Pandemie haben deutliche Spuren hinterlassen, Teile der Einrichtungen sind in desolatem Zustand, hier besteht ein deutlicher Investitionsstau. Kurzum: Der aktuelle Eintrittspreis ist gerechtfertigt, der Märchengrund lässt aktuell aber viel Potential liegen um es noch heimeliger zu gestalten.

Der Harzfalkenhof

Gleich oberhalb des Märchengrunds trafen wir auf die größte Überraschung unseres Urlaubs. Der Harzfalkenhof hat täglich zwei Flugvorstellungen (11 und 15 Uhr), die namensgebenden Greifvögel in ihren Volieren und ist doch so völlig anders, als man es von dieser Art Touristenattraktion landläufig kennt.

Das Betreiberpaar Rochus und Julia hat schlicht eine andere Vorstellung von artgerechter Haltung. Das mag daran liegen, dass Rochus, der den Hof letztes Jahr übernommen hat, einer von nur wenigen echten Falknermeistern in Europa ist, der den Beruf als Lehrberuf nach einem Zoologiestudium ergriffen hat, oder am Umstand, dass er eine zweite Beziehung mit einer Rotmilandame führt, die den ganzen Tag frei über dem Hof kreist und viel Freude daran hat, im Sturzflug über ahnungslosen Touristen auf Kükenjagd zu gehen. Vielleicht auch einfach nur, weil er zwar Volieren wie jeder Park hat, aber nahezu jeder Vogel mindestens einmal am Tag frei fliegen darf und gar nicht weg will?

Okay, das klingt nun komisch, aber die beiden Betreiber konnten dem erstaunten Publikum den Beweis erbringen. Nicht nur, dass die Vögel die in der Show aktiv mitwirkten frei laufen und fliegen dürfen, nein, nach Zweifeln an der Freiwilligkeit ging Rochus einfach zum nächsten Gehege, schnappte sich die darin sitzenden Eulen und setzte sie an die frische Luft. Nun würde man meinen, der Vogel ist dankbar und macht sich auf in den nächsten Baum? Naja, nicht ganz. Der kleine Kerl im Handtaschenformat guckte Rochus an, als hätte dieser den Verstand verloren ihn einfach aus seinem gemütlich eingerichteten Gehege zu klauen und hüpfte fluchend wieder in Richtung seiner Heimstätte.

Auf jeden Fall war der Besuch lehrreich, anders als bei vielen Shows war hier nämlich erst Schluss, nachdem alle Fragen des Publikums beantwortet waren und auch danach im freien Rundgang sind die beiden jederzeit ansprechbar, wenn man wissen möchte, warum der Mäusebussard den ganzen Tag auf Frettchen starren muss (sie sind Jagdpartner und sollen von ihm nicht als Futteralternative wahrgenommen werden) oder weshalb der Adler die ganze Zeit mit Wucht gegen sein Gehege fliegt (er ist 55 Jahre alt und leidet an Grauem Star, sieht also nicht mehr, wo die Wand ist).

Die 8 Euro pro Erwachsenem und 5 Euro pro Kind sind hier bestens investiert, eine unbedingte Empfehlung für den nächsten Besuch in dieser Region.

Unser Fazit:

Wir hatten einen schönen Urlaub, das Wetter war klasse und auch wenn sowohl die Unterkunft, als auch die Einrichtungen vor Ort hier und da Schwächen zeigten war es doch toll für alle Beteiligten. Wiederkommen werden wir mutmaßlich allerdings nicht, da viele kindgerechte Attraktionen doch noch ein Stück weiter nordwestlich vom Bad Sachsa in Richtung Osterode am Harz liegen. Da fahren wir lieber einmal die Strecke von dort Richtung Süden um dem kleinen Urlaubsprinzen den Falkenhof zu zeigen und erkunden beim nächsten Mal die umliegenden Reviere. Irgendwann kommen wir dann bestimmt auch an der Ferienwohnung unserer Freunde in Lauenthal an, aber bis dahin sind noch ein paar Reiseziele abzuhaken. Bleiben Sie uns gewogen und bis bald.

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